1 1

Vier Fragen beantworten und das passende Rad finden

Die Vielfalt der Produkte auf dem Radmarkt ist riesig. Unterschiedliche Materialien, Größen und Lagerungen. Wie gelingt es da, das passende Rad zu finden? Wichtig ist es, im Vorfeld die Anforderungen exakt zu bestimmen. Daraus ergibt sich dann die erforderliche Beschaffenheit der Komponenten. Mit diesem Blogbeitrag helfen wir Ihnen, in wenigen Schritten eine optimale Wahl zu treffen.

14.04.2023
von Thorsten Burgard
Lesezeit: ca. 3 Min.

 

Die Leistung und Lebensdauer eines Rads sind optimal, wenn seine Beschaffenheit exakt auf den Anwendungsfall zugeschnitten ist. Das heißt: Machen Sie sich vor dem Kauf genau Gedanken darüber, wo, wie und wie lange das Rad zum Einsatz kommt. Mit den folgenden vier Fragen gelingt es Ihnen, das für Sie passende Rad zu finden.  

Frage 1: Unter welchen Bedingungen wird das Rad eingesetzt?

Ein Rad, das in einer Halle bei gleichbleibenden Temperaturen und auf glattem Boden rollt, wird anders beansprucht als eins, das im Winter wie im Sommer draußen auf rauen Untergründen genutzt wird. Entsprechend sollten bei der Wahl des Rads die Umgebungseinflüsse, die darauf wirken, berücksichtigt werden. Folgende Faktoren sind von entscheidender Bedeutung:

  • Die Fahrwegbeschaffenheit ist besonders relevant für die Wahl des Raddurchmessers und des Reifenmaterials.  Als Faustregel gilt: Je größer der Raddurchmesser und je elastischer das Material ist, desto mehr verzeiht es Unebenheiten im Boden. Typischerweise sind daher Räder, die überwiegend im Außenbereich eingesetzt werden, größer und weicher als jene, die in Hallen zum Einsatz kommen.
  • Haben Räder Kontakt zu Chemikalien, müssen die verwendeten Werkstoffe entsprechend widerstandsfähig sein. Während beispielsweise Gummi nicht beständig gegen Erdöl ist, haben Polypropylen, Polyamid und Polyurethan hier eine Widerstandskraft. Dafür ist Gummi im Gegensatz zu Polyurethan beständig gegen Aceton. In unserem Katalog über Räder und Rollen auf Seite 14 haben wir die chemische Beständigkeit einiger Werkstoffe gegenüber chemischen Substanzen in einer Tabelle aufgelistet.
  • Auch die Feuchtigkeit, der Räder ausgesetzt sind, spielt eine Rolle. Stähle, die üblicherweise in der Räder- und Rollenherstellung eingesetzt werden, haben in feuchter Umgebung kaum Widerstandskraft. Die Oberflächen werden daher mit einer Schutzschicht veredelt.
  • Nicht zuletzt sind auch nicht alle Materialien für dieselben Temperaturen geeignet. Generell nehmen Belastbarkeit und Lebensdauer von Laufbelägen bei höheren Temperaturen ab. Insbesondere bei Kunststoff ist das der Fall. Es gibt aber Werkstoffe, die auch bei extremer Hitze eingesetzt werden können und solche, die auch Temperaturschwankungen standhalten. Hitzebeständiges Silikon-Gummi beispielsweise kann bei Temperaturen von -25 bis +250 Grad Celsius eingesetzt werden. Unsere HSK-Radserie hat einen Laufbelag aus diesem Material.

Frage 2: Welche Lasten muss das Rad tragen?

Unter einen Tischwagen, der Schrauben transportiert, werden andere Räder montiert, als unter ein FTS, das große und schwere Maschinenteile befördern soll.

Wenn klar ist, wie das Rad zum Einsatz kommen soll, ist die Bestimmung der Tragfähigkeit nach folgender Formel möglich:

  • Gesamtgewicht (Eigengewicht des Transportgeräts + Ladung)

dividiert durch 3

= benötigte Tragkraft pro Rad beim Einsatz von drei Rädern

Bei Umgebungstemperaturen zwischen 10 und 30 Grad Celsius beispielsweise können Räder aus Polypropylen auf glatten Böden bis zu 400 kg schwere Lasten tragen. Solche aus Grauguss schaffen bis zu 1.250 kg und die aus Ganzstahl sogar bis zu 10.000 kg. Eine Übersicht über die Traglasten unserer Produkte finden Sie in unserem Katalog auf den Seiten 16 und 17.

Frage 3: Wie und wie lange wird das Rad eingesetzt?

Bei der Auswahl des Lagers sollten die Einsatzart und -dauer eines Rads berücksichtigt werden.

  • Gleitlager sind einfache, weitgehend wartungsfreie und stoßunempfindliche Lagerungen. Sie sind die günstigste Lagervariante und die mit dem geringsten Gewicht, benötigen aber höhere Antriebskräfte und bei hohen Geschwindigkeiten in Kombination mit großen Lasten entsteht schneller Wärme als bei anderen Lagerungen. Für einen dauerhaften Einsatz kommen Sie daher eher weniger infrage.
  • Rollenlager sind ebenfalls wartungsfrei, jedoch robuster und widerstandsfähiger. Sie haben einen geringen Rollwiderstand und sind die am meisten verwendeten Lagerungen für Geräte mit geringer Geschwindigkeit.
  • Kugellager zeichnen sich durch einen leichten Lauf auch bei größeren Belastungen und Geschwindigkeiten aus und sind für einen ununterbrochenen Einsatz geeignet. Sie finden überwiegend in technisch anspruchsvollen Geräten Anwendung.

Frage 4: Wie viel Kraft kann aufgewendet werden, um das Rad in Bewegung zu setzen und zu halten?

Wenn es um die Frage geht, wie leichtläufig ein Rad sein muss, ist der Anfahr- und Rollwiderstand zu bestimmen. Je kleiner der Widerstand, desto leichtläufiger ist das Rad. Sprich, es muss weniger Kraft aufgewendet werden, um es in Bewegung zu setzen und zu halten.

Der Widerstand ist zum einen abhängig von der Traglast und der Fahrwegbeschaffenheit. Einen Rollwagen auf einem leicht ansteigenden Weg zu schieben und dabei ab und an Kabel zu überqueren kostet beispielsweise mehr Kraft, als einen gleich schweren Rollwagen auf einem völlig ebenen Untergrund ohne Steigung fortzubewegen. Zum anderen beeinflussen Reifenmaterial, Lagerung und Raddurchmesser die Wahl des Widerstandes.

Zum Zeitpunkt des Radkaufs stehen Traglast und Fahrwegbeschaffenheit fest. Die anderen Faktoren sind unter Berücksichtigung dieser Punkte zu bestimmen.

  • Für den Raddurchmesser gilt, dass der Widerstand abnimmt, je größer das Rad ist. Wenn man ein Transportgerät bergab schiebt und keine Hindernisse auf dem Weg sind, genügen kleine Räder. Muss man hingegen viel Kraft aufwenden, zum Beispiel weil der Boden uneben ist, fällt die Wahl auf ein größeres Modell.
  • Wie leichtläufig welches Reifenmaterial ist, haben wir mit unseren gängigen Materialien in einem Versuch getestet. Dabei kam heraus: Polypropylen hat den geringsten Widerstand, gefolgt von Polyurethan und thermoplastischem Gummi. Weitere Ergebnisse finden Sie in unserem Katalog auf Seite 15.
  • Bei den Lagerungen ermöglichen Kugellager den leichtesten Lauf, dann kommen Rollenlager und zuletzt Gleitlager.

So finden Sie schließlich das passende Rad

Gelingt es, die vier Fragen eindeutig zu beantworten, ergibt sich daraus ein klarer Anforderungskatalog für das passende Rad. Auf dieser Basis kann es konfiguriert werden: Materialien des Laufbelags und der Felgen, Lagerung, Durchmesser und gegebenenfalls Beschichtung.

Gerne helfen wir Ihnen bei der Beantwortung der Fragen, damit Sie sicher das für Ihren Anwendungsfall passende Rad finden. Kommen Sie auf uns zu. Auf den ersten Seiten unseres Katalogs über Räder und Rollen finden Sie zudem einige technische Hinweise und Entscheidungshilfen für die Auswahl.

 

Aktuelle Artikel aus dem Magazin