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Im Vergleich: Handhabungs- & Transporttechnik

Immer im Fluss – um die Prozesse in der Produktion und im Lager so effizient wie möglich zu gestalten, bieten sich verschiedene Techniken an. Dazu gehören sowohl Handhabungs- als auch Transporttechniken. Beide ergänzen sich und sind essenziell für einen reibungslosen Ab-lauf sowie zur Entlastung der Mitarbeitenden. In diesem Blogbeitrag werden die Einsatzgebiete und Funktionsweisen der unterschiedlichen Techniken erklärt und eingeordnet.

06.04.2023
von Thorsten Burgard

Das Nonplusultra im Logistiksektor ist ein reibungsloser Materialfluss – unterbrechungsfrei und unter idealer Nutzung sämtlicher Ressourcen. Dabei ist das austarierte Zusammenspiel unterschiedlicher Techniken in Kombination mit dem Faktor Mensch von besonderer Bedeutung. Um die Arbeitskräfte zu entlasten und gleichzeitig den Materialfluss zu beschleunigen, braucht es die bestmögliche Kombination aus Handhabungs- und Transporttechniken.

Doch wo liegen ihre Unterschiede und Stärken? In welchen Bereichen sollen sie die Effizienz steigern? Wir erklären ihre Zusammenhänge und Unterschiede anhand praktischer Beispiele im produzierenden Gewerbe und Lager.

Wie definiert sich Handhabungstechnik?

Laut dem VDI (Verein Deutscher Ingenieure e.V.) betrifft „das Handhaben als Teilgebiet des Materialflusses […] alle logistischen Vorgänge in der Montage wie Speichern, Bereitstellung, Zuteilen, Zusammenführen, Drehen, Verschieben, Positionieren, Weitergeben, Halten/Lösen und Kontrollieren.“ Gemeint ist damit im Wesentlichen die technische Beförderung von Gütern und Komponenten zwischen den verschiedenen Fertigungseinheiten und Arbeitsplätzen. Einfach gesagt: Handhabungstechnik ersetzt Hände durch Werkzeuge.

Transporttechnik schnell erklärt

Wikilogistics.ch definiert die Transporttechnik als Überbegriff für Förder- und Verkehrstechnik. Dabei befasst sich die Verkehrstechnik mit den verschiedenen Verkehrsträgern. Die Fördertechnik – an dieser Stelle für uns der relevantere Begriff – bezieht sich auf „innerbetriebliche Transporte mit Stetig- oder Unstetigförderern“. Stetigförderer sind für die Verwaltung und Zuweisung von Stellplätzen zuständig – sozusagen die Planungskomponente. Unstetigförderer können zum Beispiel Stapler sein – Geräte, die eine Last aufnehmen, transportieren und wieder absetzen, sie von A nach B befördern.

Aufgabengebiete im Überblick

Zusammengefasst sind sowohl Handhabungstechnik als auch Fördertechnik (als Teil der Transporttechnik) Bestandteile des Materialflusses – ihre Mission unterscheidet sich jedoch. Der Name kann es nicht verbergen: Die Fördertechnik ist für das Fördern oder auch Transportieren von Stück- oder Schüttgut zuständig – zum Beispiel vom Lager in die Produktion. Zur Handhabungstechnik zählt alles, was in Zusammenhang mit der Aufbewahrung von Gütern steht – zum Beispiel Paletten, Behälter oder ähnliches und die Bewegung dessen, beispielsweise beim Anheben, Kippen oder Drehen zur Vorbereitung für kommende Arbeitsschritte – oft in direkter Zusammenarbeit mit der Arbeitskraft.

Beispiel 1: Handhabungstechnik statt Rückenbeschwerden

Ein guter Grund für die Implementierung von Handhabungstechnik ist die Entlastung der Mitarbeitenden im Lager oder der Produktion.

Ausgangssituation ohne Handhabungstechnik: Eine Mitarbeiterin beim Holzbauunternehmen braucht für den Aufbau eines Möbels mehrfach einen Elektroschrauber. Sie nimmt den Schrauber vom Werkzeugtisch, geht zum Bearbeitungsgegenstand, um eine Schraube festzudrehen, legt ihn wieder zurück, um einen Zwischenschritt zu erledigen und muss ihn im Anschluss wieder aufnehmen, um die nächste Schraube festzuziehen. Diesen Vorgang wiederholt sie mehrmals innerhalb weniger Minuten.

Bereits vermeintlich kurze, unkritische Vorgänge, wie das wiederholte Aufheben eines elektrischen Schraubendrehers, bergen ein Gesundheitsrisiko, das vermieden werden kann. Durch Handhabungstechnik wie Federzüge und Balancer können Arbeitsplätze ergonomisch optimiert werden:

In dem Fall kann die Arbeitskraft den Elektroschrauber in einen Federzug einhängen und problemlos so platzieren, wie sie ihn braucht, sodass er für Zwischenschritte weder abgelegt noch wieder angehoben werden muss und für den nächsten Gebrauch direkt an der richtigen Stelle und einsatzbereit ist. Balancer helfen vor allem beim Heben besonders schwerer Werkzeuge und halten sie in gewünschter Position, sodass nicht andauernd Körperkraft gefordert wird.

Beispiel 2: Fördertechnik macht mobil

Transportgeräte im Allgemeinen, sowie Fördertechnik im Besonderen eignen sich zur Beschleunigung des Materialflusses und dienen nebenbei ebenfalls der körperlichen Entlastung Mitarbeitender.

Ausgangssituation ohne Fördertechnik: Ein Mitarbeiter im Lager überprüft retournierte Artikel aus dem Sportbedarf. Diese holt er sich zunächst an seinen Arbeitsplatz.  Bei der Überprüfung der Ware stellt er fest, dass eine Hosennaht gerissen ist, also bringt er sie zur Sammelstelle für defekte Ware, die wieder aufbereitet werden kann. Die Packung Kraftriegel ist geöffnet und das Lebensmittel nicht mehr für den Weiterverkauf geeignet, somit wird es entsorgt. Den Rest verpackt der Mitarbeiter ordnungsgemäß und bringt ihn zur nächsten Station, damit die Bekleidung wieder in den Verkauf gelangen kann.

Für ein paar kleine, leichte Teile ist besagter Mitarbeiter vier unterschiedliche Wege gelaufen. Das muss nicht sein – mit der richtigen Transport- und Fördertechnik:

Zum einen kann der Mitarbeiter zum Beispiel einen Transportwagen nutzen. Der ermöglicht es ihm, direkt mehrere Retouren-Pakete mit zum Arbeitsplatz zu nehmen, dort zu sortieren und im Anschluss gesammelt zur nächsten Station zu fahren. Für die noch größere Entlastung helfen Rollenbahnen als Fördertechnik. Auf diese Weise spart der Mitarbeiter mindestens einen Fußweg sparen – im Idealfall alle.

Handhabungs- und Transporttechnik im Zusammenspiel

Um möglichst laufwegoptimiert, schnell und ergonomisch zu arbeiten, sollte die Transporttechnik für die Beförderung der Ware von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz, sowie die Handhabungstechnik für das Handling der Produkte am Platz selbst genutzt werden. Dafür können Hubtische, Balancer und Federzüge eingesetzt werden, damit die Mitarbeitenden ihren Rücken entlasten und Hebevorgänge weitestgehend vermeiden. Leichtgängige Transportroller, -karren, Gabel- oder Hubwagen, sowie Rollenbahnen verkürzen die Wege, verschlanken Arbeitsabläufe und optimieren somit den gesamten Materialfluss.

Egal, ob es sich um große, kleine, leichte oder schwere Ware handelt. Der richtig kombinierte Einsatz von Handhabungs- und Transporttechnik kann den Materialfluss nur verbessern und für mehr körperliche Gesundheit der eigenen Mitarbeitenden sorgen.

 

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